Der Harz ist weg

Den Mittwoch, 21. August, verbrin­gen wir in Bernburg/Saale. Die 30km-Radtour hat es ganz schön in sich, wenn man Nix mehr gewöhnt ist. Die Radwege sind hier top, die Städte zwischen wunder­schön saniert und verfal­len, noch mit DDR-Charme. Insge­samt ein bisschen blutleer und an vielen Ecken macht sich eine trost­lose Stimmung breit. Es fehlen Aufbruch, Unter­neh­mer die etwas wagen, generell junge Menschen und Multi­kulti. Kneipen in denen etwas los ist, ausge­las­sene Feier­stim­mung bei diesem herrli­chen Sommer­wet­ter oder Innen­städte, in denen man richtig bummeln kann, leider Fehlanzeige. 

Wir genie­ßen die Ruhe und schöne Natur – und fahren weiter. Es ist ja ein bisschen unsere Sucht, die Suche nach dem einen Ort, wo alles passt. Mal sehen, ob es der Harz ist. Am Donners­tag geht halbtags erst nach Quedlin­burg und dann über Elbingerode/Harz nach Elend – ja heißt wirklich so.
Im Nachhin­ein hätten wir länger im herrli­chen Quedlin­burg bleiben sollen, eine Fachwerk­statt mit Dom und Domschatz sowie kleinen Geschäf­ten und Cafés wie aus dem Bilder­buch. So sind es immer­hin 4 Stunden im Weltkulturerbe.

Den Stell­platz in Elend auf einer Wiese mitten im Wald haben wir ausge­sucht, weil es 30 Grad werden sollen und es hier ein Waldschwimm­bad gibt. An die Ankunft beim rumpe­lig-unfreund­li­chen Betrei­ber haben wir uns ehrlich gesagt in den letzten Tagen an anderen Orten schon gewöhnt, irgend­wie ist das in Hessen anders – serviceorientierter. 

In Elend kann man schöne Runden in der Natur laufen, leider kaum noch im Wald. Ab hier für den Rest unserer Harz-Route sind wir erschro­cken und traurig, wie der Harz nach Klima­er­wär­mung, Trocken­heit und Borken­kä­fer­be­fall aussieht. Zumin­dest da, wo wir in den kommen­den Tagen unter­wegs sind, fehlen 30–50% des ursprüng­li­chen Waldes.

Am Freitag beschlie­ßen wir, dass es reicht mit Elend, und fahren nach Werni­ge­rode. Wie schon Quedlin­burg ein Volltref­fer. Zufäl­lig ist Dampf­lok­fest und die hübsche Innen­stadt sowieso immer gut von Touris­ten besucht. Auch der Stell­platz „Am Katzen­teich“ ist für unsere Bedürf­nisse sehr schön. Wir haben Schat­ten und ein Stück Wiese für Moritz, das alles 7 Min. mit dem Fahrrad von der City entfernt. 

Am Samstag verlas­sen wir den Harz und sind noch auf der Fahrt unschlüs­sig, wo es hinge­hen soll. Über Braunlage/Harz wird es schließ­lich das nieder­säch­si­sche Lieben­burg. Der Stell­platz an einem Schwimm­bad neben einer Oberschule ist eigent­lich nur ein Parkplatz, aber er bietet bei 32 Grad Schat­ten und wir hüpfen abends für je 2 EUR noch ins kühle Nass. Neben­dran eine tolle Gaststätte, das Waldcafé, die Kellne­rin begrüßt uns mit einem herzli­chen Lächeln, das haben wir in den letzten Tagen vermisst. Wir fühlen uns so wohl, dass wir am nächs­ten Tag eine Fahrrad­tour machen und noch eine Nacht bleiben. Und das, obwohl es hier null Handy­emp­fang gibt – wann waren wir eigent­lich das letzte Mal 48 Stunden im digita­len Off 😂?

Am Montag, 26. August brauchen wir nach zwei Tagen Einsam­keit auf einem Parkplatz ohne jede Ausstat­tung Trubel, Leben, Menschen – also eine größere Stadt. Unsere Wahl fällt auf Göttin­gen. Auf dem Stell­platz fühlen wir uns spontan wohl, man kann wunder­schöne Runden ins Grüne laufen. Wir kommen gleich mit den Stell­platz-Nachbarn ins Gespräch und die Stadt ist hübsch, bunt, vielfäl­tig und weltoffen.

Anja · 26. August 2024 um 16:05 Uhr