Perlora / Costa Verde

Unsere Art zu Reisen ist nicht immer schön und oft anstren­gend. Zwar schrei­ben wir hier fast nur über positive Erleb­nisse und zeigen tolle Bilder zum Träumen, aber die 98% der Zeit dazwi­schen sieht man nicht. Nach zwei schwie­ri­gen Reise­ta­gen, an denen wenig spontan geklappt hat, brauchen wir dringend Ruhe und ein Highlight. Die Natur war zwar schön, aber die Städte und Stell­plätze nicht, wir sind zu viel gefah­ren und die Stimmung zwischen uns war mies. Moritz reagiert sofort darauf, als ehema­li­ger Straßen­hund ist er übersen­si­bel, flüch­tet bei jedem lauten Wort oder Geräusch und es geht ihm nicht gut. 

Also steuern wir am Freitag (27.06.25) einfach nur den nächst­bes­ten Camping­platz an der Küste an, ohne Erwar­tun­gen außer „Ankom­men, nicht fahren, nicht strei­ten, die weitere Reise­route planen“.

Und das Univer­sum schickt uns ein kleines Wunder in Form von „Camping Perlora“, an drei Seiten von Meer umgeben, links und rechts ein Badestrand, eigener kleiner Kiesstrand. Hier ist es anders als auf typischen Camping­plät­zen: die Dauer­cam­per stehen am Eingang und mit Blick auf die Straße, die Kurzfrist-Plätze haben die Spitzen-Lagen direkt am oder besser über dem Meer – unglaub­lich. Am Morgen von Tag 2 verlän­gern wir von zwei auf vier Nächte, auch wegen der Tempe­ra­tu­ren um die 25 Grad und weil im Landes­in­ne­ren und Rest von Spanien eine Hitze­welle mit bis zu 42 Grad herrscht.

Die Tage verge­hen mit Faulen­zen, kochen, grillen, essen, lesen, schla­fen, mit Freun­den und Familie telefo­nie­ren, die Gegend, Menschen und Kultur kennen­ler­nen. Ich wasche Wäsche und putze mal das Bad, denn eins unserer Regale ist wohl falsch konstru­iert (die verklebte Halte­rung hält dem Wasser der Dusche nicht Stand – VW-Quali­tät) und ist mehrfach während der Fahrt mitsamt allen Pflege­pro­duk­ten abgestürzt. 

Ich probiere den lokalen Sidra – in Kantabrien und Asturien wird also auch Äbbel­woi getrun­ken. Ganz schön starkes Zeug, schmeckt für mich ein bissel nach Käsefuß :O) Moritz freun­det sich mit dem spani­schen Nachbar­w­ohn­mo­bil an und schnarcht dort regel­mä­ßig im Schatten.

Beim Einkau­fen im norma­len Super­markt sieht das Fisch­re­gal hier übrigens so aus (Foto aus dem Lidl). Daraus zaubert Micha dann auf dem Safari Chef 2 (Grill) so leckere Sachen:

Micha fährt mit dem Scooter in das benach­barte ehema­lige Ferien­dorf Perlora und berich­tet nach der Rückfahrt schockiert von einem komplet­ten Stadt­teil, der verwahr­lost und ein Lost Place ist. Durch eine Recher­che finden wir heraus, dass das Ferien­dorf unter General Franco errich­tet wurde. Chat GPT schreibt dazu:

“1954 wurde im Rahmen der franquis­ti­schen „Obra Sindi­cal de Educa­ción y Descanso“ bewusst in Perlora ein Ferien­ort für Arbei­ter einge­rich­tet, Teil des staat­li­chen „Turismo Social“ . Die Anlage umfasste etwa 274 Chalets in 35 Typen auf über 20 Hektar, inklu­sive Gemeinschafts­einrichtungen: zwei Speise­säle, Kirche, Sport­plätze, Minigolf, Bolera und Kinder­be­rei­che. Jährlich kamen in den 1960er–70er Jahren rund 2.000 Urlauber:innen in 14‑Tage-Schich­ten. Die Plätze wurden meist verlost, Familien mit Kindern hatten Vorrang .

Nach Francos Tod 1975 wurde das Projekt weniger relevant. Viele neue Urlaubs­ziele, inter­na­tio­na­les Reisen – Perlora verlor an Attrak­ti­vi­tät . 1982 ging die Anlage vom Staat auf die autonome Regie­rung Asturi­ens über, die zunächst versuchte, das Gelände zu verwal­ten . 2005–2006 wurde der Betrieb endgül­tig einge­stellt. Seither verfällt das Gelände: marode Bauten, überwu­cherte Straßen und verlas­sene Gebäude .“

Im Hafen und im Nachbar­ort Candás entste­hen diese Erinnerungsfotos.

Wie erleben an den vier Tagen ganz unter­schied­li­ches Wetter, von dichtem Nebel bis zu strah­len­dem Sonnen­schein. Alles bei konstan­ten 21–25 Grad, weil direkt am Wasser. 

Die Luftfeuch­tig­keit im Womo schwankt zwischen 85 und 90 %, das Meerwas­ser kommt mir – Anja – sehr salzig vor. Nun gibt’s auch das verspro­chene Beweis­foto, dass wir im Wasser waren – wir sind ja nicht so die Wasserratten.

Anja · 29. Juni 2025 um 22:17 Uhr

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